30.10.2022

Gestern habe ich auf Facebook einen Eintrag gelesen, der mich veranlasst, hier einmal einen Beitrag dazu zu schreiben.

Es fragte jemand (scheinbar ein Pudelzüchter), was andere Züchter zur Zeit für ihre Welpen verlangen, da ja die Preise sehr unterschiedlich sind. Die Antwort war zwischen 2.000€ bis 3.500€. Darf auch gerne mal höher sein. Scheinbar haben einige Menschen nur darauf gewartet ihrem Frust über diese Preise freien Lauf zu lassen. Ich möchte hier keine Rechenschaft ablegen, aber einen kleinen Einblick, warum ein guter und verantwortungsvoller Züchter seine Welpen einfach nicht “verramschen” kann und will.

 Erstmal muss ich die passende Hündin finden. In der Regel ist es so, dass man für eine Hündin, die später in der Zucht eingesetzt wird, mehr bezahlt, als für einen “Familienhund”. Wie sich die Hündin während der Aufzuchtphase entwickelt, ist erstmal ungewiss. Auch wenn sie aus einer sehr, sehr guten Zuchtstätte kommt. Es folgen Zuchttauglichkeitsuntersuchungen, DNA-Profil, Untersuchungen auf verschiedene Erbkrankheiten usw. Dies alles verschlingt bereits einiges an Euros. Aber es gibt natürlich auch noch andere Krankheiten an denen ein Hund erkranken kann, die nichts mit den Genen zu tun hat. Unsere Blue z.B. hatte eine schwere Veränderung an der Gebärmutter. Daher konnte sie nicht trächtig werden und um auf Dauer ihre Gesundheit zu erhalten, musste Blue kastriert werden. Nicht nur die Kosten, sondern auch die Sorgen, die wir uns um unsere Blue gemacht haben, waren schon recht ordentlich. Somit war unsere Kleine mit knapp 3 Jahren aus der Zucht! Viele Züchter geben solche Hündinnen in gute Hände weiter. Wir nicht!!  Somit mussten wir uns auf die Suche nach einer neuen Hündin begeben. Auch jetzt wird viel Zeit in die richtige Auswahl investiert. Endlich hatten wir sie gefunden und alles lief perfekt. Gesund und munter und alle Voraussetzungen waren optimal. Gedeckt wurde sie von unserem Norik). Die überwiegende Zahl der Züchter haben aber keinen eigenen Rüden. Somit wird auch hier wieder einiges an Zeit investiert, um den passenden Rüden zu finden. Viele haben dann noch eine weite Anreise (und das in der Regel 2 x) zum Rüden und die Decktaxen sind auch nicht zu verachten. Teilweise gehen diese in einen vierstelligen Betrag. Optimalerweise lässt man vorher noch durch einen Progesterontest feststellen, ob der Zeitpunkt für den Deckakt auch optimal ist. Dann heißt es warten und hoffen, dass die Hündin aufgenommen hat. Der Ultraschalltermin am 28. Trächtigkeitstag ist für uns sowohl zeitlich als auch finanziell eingeplant. Dann geht es weiter mit einer Kotprobe (wird untersucht auf Würmer) ca eine Woche vor der Geburt der Welpen und eine Röntgenaufnahme, damit wir genau wissen, auf wieviele Welpen wir uns bei der Geburt einstellen dürfen.  Die Hündin bekommt ab dem 40. Trächtigkeitstag natürlich auch mehr Futter, damit sich die Welpen gut entwickeln.

Wenn dann alles gut läuft, werden die Welpen alle lebend und gesund geboren. Sollte es jedoch zu einem Kaiserschnitt kommen, bedeutet dies wieder Sorge und Kosten. So könnte ich bis zum Auszug der Welpen weitermachen:

  • jede Menge Wäsche
  • jede Menge Bettschutzeinlagen zum Einmalgebrauch
  • jede Menge Müll, der entsorgt werden muss, da unsere Mülltonne diese Menge an Bettschutzeinlagen nicht aufnimmt
  • Welpen entweder 3 x entwurmen oder – wie wir es machen – den Kot auf Würmer untersuchen lassen
  • mit 7 Wochen chippen lassen und mit 8 Wochen impfen und Gesundheitszeugniss ausstellen lassen
  • ab der 3/4 Woche jeden Samstag die neuen Besitzer einladen, damit diese ihr neues Familienmitglied kennenlernen können. Dafür nehmen wir uns bei Kaffee und Gebäck gerne den ganzen Nachmittag frei.
  • Ahnenpass beantragen – kein Zuchtverband stellt diese kostenlos aus –
  • viel Papierkram erledigen, wie z.B. Wurfmeldung, eine Mappe für jeden Welpen erstellen, Kaufverträge erstellen, Listen für das Veterinäramt erstellen usw.
  • zum Auszug der  Welpen bekommen diese jeweils noch einige schöne Dinge mit in ihr neues Zuhause. Alles muss rechtzeitig und für jeden Welpen individuell bestellt werden bzw. ich stelle es selber her.

Es gibt ganz bestimmt noch einige Dinge mehr, die man so ganz nebenbei macht. Vor allem, die kleinen Zwerge auf das Leben vorbereiten so gut es in dieser kurzen Zeit geht.

Da unsere Welpen in unserem Wohnzimmer geboren werden, legen wir auch sehr viel Wert auf Sauberkeit. Die Kleinen sind Tag und Nacht bei uns, da mein Mann   in diesen Wochen nachts bei der Hündin mit ihren Babys bleibt, damit ich auch mal etwas durchatmen kann. Denn 24 Stunden und das dann minimum 8-9 Wochen kann kein Mensch alleine leisten.

Wenn die Welpen dann ausgezogen sind und der Kaufpreis entrichtet, freut sich das Finanzamt auch noch über 19 % MWST.

Und dann muss man über Facebook lesen, dass z.B. 2.000€ für einen Welpen wucher sei und doch bitteschön nichts mehr mit Tierliebe zu tun hätte. Da  kommen mir tatsächlich nur noch die Tränen. Als Krönung wurde dann noch einer draufgesetzt! Wir Züchter würden durch diese Preise doch den illegalen Welpenhandel fördern und wären doch selber Schuld, dass so viele Welpen aus dem Ausland hier eingeführt und auch gekauft würden, da diese doch viel billiger!!! wären.  Da fehlen einem doch wirklich nur noch die Worte. Einerseits werden riesen Ansprüche und Forderungen an uns Züchter gestellt. Das Internet ist voll davon. Wir Züchter werden auf “Herzen und Nieren” geprüft und dürfen uns froh und glücklich schätzen, wenn wir von einem Interessenten “auserwählt” werden, seinen Welpen aufzuziehen.

Der Handel mit Haustierbedarf geht in die Millarden. Da wird leider nicht hinterfragt, warum ein Mäntelchen für einen Zwergpudel auch mal gerne über 100,00€ kostet oder das schöne Lederhalsband mit Steinchen geschmückt sein muss. Aber für unser Haustier geben wir  wirklich viel Geld für viele unnütze Dinge aus (möchte mich da auch nicht von freisprechen), nur die Anschaffung Hund darf erstmal nichts oder nur sehr wenig kosten und auch an den Tierarztkosten wird immer wieder gerne gespart. Für mein Empfinden läuft da doch etwas völlig schief!

Ich bin wirklich von ganzem Herzen überglücklich, dass wir bisher immer ganz wunderbare Familien/Menschen für unsere Zwerge gefunden haben, die uns und unsere Zucht wertschätzen und weiterhin gerne Kontakt zu uns halten. Vielen lieben Dank dafür!

Herzliche Grüße und einen guten Start in die neue Woche!

 

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